Universität Bonn

Katholisch-Theologische Fakultät

06. September 2022

Jesaja 55-66 Kommentar von Prof. Berges in der Reihe "Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament" erschienen Jesaja 55-66 Kommentar erschienen

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Im August 2022 erschien der Kommentar zu Jes 55 - 66 von Professor Berges in der Reihe "Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament". Der Band setzt nicht nur den Schlussstein in der Gesamtkommentierung, sondern arbeitet die leitenden Perspektiven und theologischen Kernpunkte des Jesajabuchs heraus. Diese prophetische Schrift, die in ca. vierhundert Jahren entstanden ist (ca. 700 – 300 v. Chr.), gleicht einer mittelalterlichen Kathedrale, an der unterschiedliche Baumeister mitgearbeitet haben und die gerade deshalb ein faszinierendes Gesamtkunstwerk ergibt. Am Anfang steht kein Masterplan, der einfach sukzessive abgearbeitet worden wäre, sondern verschiedene Teilkompositionen münden in das große Finale der so genannten tritojesajanischen Kapitel in Jes 55 – 66 ein. Dabei ist Jes 55 als Brückentext zwischen Jes 40 – 54 und Jes 56 – 66 zu verstehen. Erst von seinem Ende her kann die Theologie des Buchs insgesamt in den Blick kommen. Sie speist sich aus den folgenden Kernpunkten: Die Zionstheologie des Buchs findet ihre Klimax in der Inszenierung des Heils in den so genannten Licht-Kapiteln Jes 60 – 62. Der ethische Anspruch, den der Jerusalemer Prophet stark machte, kommt in der Sozial- und Kultkritik in Jes 56,9 – 59,21 erneut zu Geltung. Der Gruppencharakter, der sich an Jesaja und seinen Schülern festmachte (vgl. Jes 8,16 – 18), bricht sich in Aufnahme der Knechtslieder in den »Knechten« vollends die Bahn. Das Volksklagelied in 63,7 – 64,11, das bewusst hinter die Inszenierung Gottes als Keltertreter gegen Edom (63,1 – 6) gesetzt ist, gibt den Anstoß zur definitiven Trennung von Gottesknechten und ihren Gegnern in Jes 65 – 66. Diese Knechtsgemeinde ist offen auf JHWH-Anhänger aus den Völkern (vgl. 56,1 – 8; 66,17 – 23), was eine deutliche Gegenposition zu Esra- Nehemia, aber auch zu Ezechiel, markiert. Als Verfasser kommen nicht priesterliche, sondern levitische Kreise aus der Zeit des zweiten Tempels in Frage, die durch ihre Schriftgelehrsamkeit und Kreativität beeindrucken. So führen die literarischen Bezüge von Jes 55 – 66 nicht nur in das Jesajabuch hinein, sondern ebenso in den Pentateuch, die übrigen Prophetenbücher, die Geschichtswerke und den Psalter. Es zeigt sich in der Auslegung dieser Kapitel, dass und wie schriftgelehrte Prophetie zu einem wichtigen Teil innerjüdischer Identitätsbildung geworden ist.

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