Universität Bonn

Katholisch-Theologische Fakultät

02. Juni 2018

Exkursion nach Israel Exkursion nach Israel

26 Studierende, 3 Professoren und 1 Reiseleiterin auf den Spuren der biblischen Historie

Die Reisegruppe vor dem Panorama Jerusalems
Die Reisegruppe vor dem Panorama Jerusalems © Theresa van Krüchten
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Unter der Leitung von Professor Dr. Ulrich Berges, Professor Dr. Michael Reichardt und Professor Dr. Martin Ebner reisten vom 18. bis zum 27. Mai 26 Studierende auf den Spuren der biblischen Historie durch das Heilige Land.

REISEROUTE

1. Tag: Fluganreise nach Tel Aviv (eine Übernachtung in Tel Aviv)

2. Tag: Cäsarea Maritima – Megiddo – Nazaret (Verkündigungskirche) – Sepphoris – See Gennesaret (drei Übernachtungen in Tiberias)

3. Tag: Messe in Tabgha (Pilgerhaus am See, Brotvermehrungskirche) – Bootsfahrt – Berg der Seligpreisungen – Kafarnaum – Magdala 

4. Tag: Betsaida – Hazor – Cäsarea Philippi/Banias – Quneitra – Gamla – Hippos/Susita

5. Tag: Bet Schean – Jericho – erster Blick auf Jerusalem vom Ölberg – Gang über die Mauer der Altstadt (fünf Übernachtungen in Jerusalem)

6. Tag: Hebron – Herodeion – Bethlehem (Geburtskirche)

7. Tag (zu Fuß): Tempelberg – Davidstadt (mit Hiskija-Tunnel) – Zion – Altstadt – Kado – Dormitio-Abtei – Zitadelle & Museum (alternativ: Shoa-Gedenkstätte Yad Vashem)

8. Tag: Massada (mit Seilbahn) – Qumran – Badeaufenthalt im Toten Meer – Wadi Qelt (mit Blick auf das Kloster St. Georg) – Klagemauer

9. Tag (zu Fuß): Ölberg (Himmelfahrtskirche, Unterweisungskirche, Jüdischer Friedhof) – Getsemani (Tränenkirche) – Mariengrab – Betesda (St. Anna Kirche) – Via Dolorosa – Grabeskirche

10. Tag: Flugrückreise nach Köln/Bonn

Ein Reisebericht. Das Flugzeug landet am Schabbat gegen 19 Uhr in Tel Aviv. [...] Wir laufen aus dem klimatisierten Flughafen gegen eine schwüle Hitzewand und treffen auf eine sympathisch quirlige Frau, die sich als unsere Reiseleiterin vorstellt. Mit ihr, Marion Giladi, steigen wir in einen Reisebus, der uns die kommenden Tage von Ort zu Ort bringen soll. Die Straßen sind leer, Schabbat schalom! [...] Am nächsten Morgen beginnt zeitig um 7.30 Uhr unsere Reise durch das Heilige Land.

Es ist eine Reise, die uns packt und mitreißt, begeistert und bereichert. Wir erfahren Israel als Sammelbecken von Kultur und Religion, als Heimat von Menschen, die verschiedener kaum sein könnten, und als ein Land, in dem der Glaube den Alltag vollkommen mitbestimmt. Neben den antiken, biblischen Stätten, die wir besichtigen, fahren wir mit einem Holzboot hinaus auf den See Gennesaret, waten 30m unter der Davidstadt durch den schmalen Hiskija-Tunnel (der immer noch Wasser führt), „schwimmen“ im Toten Meer und meditieren in der Wüste Juda mit Blick auf das Kloster St. Georg. Der Einlass bleibt uns verwehrt, dafür eröffnet sich uns von der gegenüberliegenden Seite des Wadi Qelt ein Panorama auf die Weiten der Wüste. Einige Pilger:innen haben die Stärke dieses Ortes erkannt und sitzen im Gebet oder in Gedanken versunken an dem felsigen Abhang. Die unfassbare Stille und die überraschend laue Brise bleiben in unseren Erinnerungen haften. Ebenso wie die kleine private Pfingstmesse in Tabgha am Morgen des dritten Tages. [...] Professor Berges und Professor Ebner zelebrieren an einem halbbeschlagenen Altar im kühlen Schatten direkt am See Gennesaret. Sie geben uns den Wunsch mit auf den Weg, dass wir mit unserer persönlichen „Halbbeschlagenheit“, unserer Halbfertigkeit leben können. Dass wir uns für ein konfessionsübergreifendes gemeinschaftliches Miteinander einsetzen, ohne uns zu viel abzuverlangen: „Wir werden kaum über Wasser gehen... aber einige Schritte werden wir machen können.“ (Prof. U. Berges)

[...] Unsere Reiseleiterin Marion [...] lässt sich gerne von Professor Reichardt in Debatten der (biblischen) Zeitgeschichte verwickeln: Waren die Hallen in Megiddo tatsächlich Pferdeställe König Salomos oder doch einfache Lagerhallen? Und was hat es mit dem rechteckigen Steingrundriss in Magdala auf sich: Stand dort einst die bislang älteste Synagoge oder doch eher eine Latrine? Wie viel Wahrheit steckt in den Geschichten von Josephus über Massensuizide in Massada und Gamla – wo Adler und Geier über die Schluchten kreisen? Was ist historisch an den Gräbern der Stammväter in Hebron, dem Geburtsort Jesu in Bethlehem oder an den Theorien über die jüdische Qumrangemeinde? Deutlich wird letztendlich, dass jeder neue archäologische Fund bis dahin lückenlose Theorien vollkommen über den Haufen werfen kann. Wir werden daran erinnert, dass wir immer nur Übersetzer:in in unserem jeweiligen Kontext sein können und unser Weg als Theolog:innen deshalb nie aufhört. [...]

Gedanken kommen ins Rollen, während wir die nächsten Ruinen und heiligen Stätten anfahren. Besonders beeindruckend sind die monströsen Anlagen in Cäsarea Maritima, das Herodeion und die Festung Massada, die wir am achten Tag mit einer Seilbahn erreichen. Sie werden allesamt durch einen Namen vereint, dessen Beiname uns mit jedem Schritt über die verbliebenen Grundrisse plausibler erscheint: Herodes der Große. Das Christentum entsteht zum einen im hellenistischen Kontext, in Zeiten des Zentralismus von Rom, dessen Macht und Reichweite uns hinreichend vor Augen geführt werden. Zum anderen im Kontext des Judentums, dem heutigen Volk Israels, dem wir als außenstehende Beobachter:innen beim Gebet an der Klagemauer oder der Feier von Schabbat, Schawuot und Bar Mizwas begegnen. Diese Reise vom Norden bis in den Süden des Heiligen Landes bringt uns nah heran an den Urgrund unserer Konfession.

[Wir durften] mit einer ganz großartigen, harmonischen Gruppe unterwegs sein [...] und jede:r von uns ist um zahlreiche wertvolle Bilder reicher geworden. Wir werden sie sicher noch lange Zeit mit uns tragen.

Den vollständigen Reisebericht finden Sie auch in der 2018er Sommerausgabe der Fakultätszeitschrift hermes.bonn. Einige Ausgaben erhalten Sie noch am Institut für Kirchengeschichte (ikg@uni-bonn.de). Der hier zu lesende Text wurde nachträglich in eine gendergerechte Sprache überführt.

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