360 Frauen* werden jedes Jahr in Deutschland getötet, weil sie Frauen* sind.
Die Zahl der versuchten Femizide in Deutschland lag 2023 bei 938. Davon endeten 360 tödlich. Die WHO definiert Femizid als die Tötung einer Frau*, weil sie eine Frau* ist. Femizide unterscheiden sich deutlich von Tötungen aus anderen Motiven: Sie geschehen häufig durch (Ex-)Partner und stehen oft im Zusammenhang mit vorheriger körperlicher, sexualisierter oder psychischer Gewalt. Sie sind durch ungleiche Geschlechterverhältnisse motiviert. Bei Femiziden geht es um die Verteidigung einer überlegenen Stellung, um Macht, um Kontrolle und um Besitzansprüche gegenüber der Frau*.
Alle 4 Minuten erlebt eine Frau* in Deutschland Gewalt durch ihren (Ex-)Partner.
Etwa 79 % der Partnerschaftsgewalt richtet sich gegen Frauen*. Besonders hoch ist ihr Anteil bei sexueller Gewalt, Bedrohung, Stalking und Freiheitsberaubung. Bei Zuhälterei und Zwangsprostitution sind die Opfer ausschließlich weiblich. Die Daten zeigen jedoch nur angezeigte Fälle. Die Dunkelziffer ist deutlich höher: Schätzungen zufolge gehen rund zwei Drittel der weiblichen Betroffenen nicht zur Polizei. Dunkelfeldstudien zeigen, dass jede dritte Frau* in Deutschland mindestens einmal Gewalt erlebt – über 12 Millionen Frauen*.
52.330 Betroffene sexueller Gewalt im Jahr sind weiblich. 51% sind unter 18 Jahre.
87% aller Betroffenen sexueller Gewalt waren 2023 in Deutschland weiblich. Am häufigsten handelt es sich um sexuelle Belästigung, Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung sowie sexuellen Missbrauch. Rund die Hälfte der Betroffenen ist minderjährig. Bei Kindern unter 14 Jahren überwiegt sexueller Missbrauch, während Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren besonders häufig von sexueller Belästigung sowie Vergewaltigung betroffen sind. Die Daten zeigen jedoch nur angezeigte Fälle. Die Dunkelziffer ist deutlich höher: Schätzungen zufolge gehen rund zwei Drittel der weiblichen Betroffenen nicht zur Polizei. Jede dritte Frau* in Deutschland erlebt mindestens einmal Gewalt – über 12 Millionen Frauen*.
Literaturempfehlungen
Die monströsen Verbrechen an Gisèle Pelicot, die von ihrem Mann über Jahre betäubt und von ihm und fast 70 anderen Männern vergewaltigt wurde, haben die Welt erschüttert. Das sich anschließende Gerichtsverfahren avancierte zu einem der aufsehenerregendsten Prozesse der letzten Jahrzehnte, nicht nur wegen der Schwere der Schuld, sondern weil weithin klar wurde, dass das dort Verhandelte Millionen von Frauen betrifft.
Manon Garcia, eine der wichtigsten Feministinnen der neuen Generation, reiste zum Prozess nach Avignon, um diesen akribisch zu dokumentieren. Sie verbindet ihre präzisen Beobachtungen über den Verlauf des Verfahrens, die Angeklagten und deren Reaktion auf die Vorwürfe mit Überlegungen zur Rolle der Frau in der patriarchalen Gesellschaft. Und sie verknüpft sie mit eigenen Erfahrungen der alltäglichen Gefahr, Opfer zu werden. Angesichts der Abgründe männlicher Gewalt gelangt sie zu der existenziellen Frage: Wie noch mit Männern leben?
Liebe ist gewaltig (dtv) von Claudia Schumacher ist das »Buch für die Stadt« 2025! Der Roman wagt einen schonungslosen Blick hinter die Fassade einer bürgerlichen, scheinbar perfekten Bilderbuchfamilie. Doch in der Kleinstadtvilla tun sich Abgründe auf: Der Vater ist ein brutaler Tyrann, der seine Frau und die vier Kinder regelmäßig verprügelt. Über drei Jahrzehnte hinweg begleiten wir Juli, die jüngste Tochter, die mit aller Macht versucht, die Deutungshoheit über ihr Leben zu erlangen: Sie will das Schweigen brechen, doch wie kann man sich befreien, wenn man weder den Eltern noch den eigenen Erinnerungen traut? Ein sprachgewaltiger, psychologisch tiefgründiger Roman über häusliche Gewalt, Verletzungen – und die Möglichkeit von Heilung.
Das »Buch für die Stadt« ist eine gemeinsame Literaturaktion von Literaturhaus Köln und »Kölner Stadt-Anzeiger«. Die Jury bildeten Bettina Fischer (Literaturhaus Köln), Hildegund Laaff (Lengfeld’sche Buchhandlung), Martin Oehlen (Literaturblog »Bücher-Atlas«) und Anne Burgmer (»Kölner Stadt-Anzeiger«). Die Sonderausgabe des Romans erscheint bei dtv.
„Die Geschichte erschien mir viele Jahre lang gänzlich unerheblich.“ Von diesem Satz aus erzählt die heute siebzigjährige Helene Bracht von einer über Jahrzehnte verschütteten Erfahrung, die sie mit sehr vielen Frauen und vielen Männern teilt: der, dass es auf dem Lebensweg mit der Liebe und der Sexualität nicht nur gut und einvernehmlich zuging. Wie liebt und begehrt man, wenn Verletzendes verborgen hinter einem liegt? Wie lebt und liebt man immer weiter? Fulminant ein Tabu brechend und dabei einzigartig gewitzt und souverän erzählt dieser Text vom Missbrauch – und seinen Grenzen. Diese Bilanz wird Denkweisen verändern und vielen Menschen viel bedeuten.
Quellen und weiterführende Links
UN Women - Formen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen
UN Women - Orange the World
Un Women - Gewalt gegen Frauen in Deutschland
Gleichstellungsbüro der Universität Bonn
Bundeskriminalamt (Hg.)Lagebild Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2023.
Hier bekommen Sie Hilfe:
Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 116 016 und via Online-Beratung unterstützen wir Betroffene aller Nationalitäten, mit und ohne Behinderung – 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte beraten wir anonym und kostenfrei.