Universität Bonn

Katholisch-Theologische Fakultät

Dr. Ellen Geiser

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

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Dr. Ellen Geiser

5.012

Kaiserplatz 7-9

53113 Bonn

  • 2010-2017 Studium der Katholischen Theologie an der Universität Bonn
  • Fakultätspreis für die beste Abschlussarbeit im akademischen Jahr 2017/2018
  • seit 2017 Promotionsstudium bei Prof. Dr. Jörg Seip zum Thema "Politische Pastoraltheologie"
  • 2017-2020 Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Qualitätsmanagement der katholisch-theologischen Fakultät Bonn
  • seit 2020 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Pastoraltheologie der katholisch-theologischen Fakultät Bonn

Wer zählt? Praktisch-theologische Fährten zwischen den Ansätzen von Johann B. Metz und Judith Butler

Während des Schreibprojektes wurden in Hanau neun Menschen von einem Rassisten erschossen, jährte sich der Jahrestag von Oury Jallohs Tod in Polizeigewahrsam zum achtzehnten Mal, wurde George Floyd in Minneapolis getötet, starb Jina Mahsa Amini in Iran und ertranken unzählige Menschen im Mittelmeer. Diese und viele weitere Ereignisse sowie ihre strukturellen Hintergründe zeigen, dass eine Theologie, die die Zeichen der Zeit ernst nimmt, politische Fragestellungen nicht unberücksichtigt lassen kann.

Vor diesem Hintergrund fragt die Arbeit nach der Bedeutung der Neuen Politischen Theologie bei Johann B. Metz und der Arbeiten Judith Butlers für eine Praktische Theologie in der Spätmoderne. Dazu wird eine vergleichende und diskurskritische Lektüre der beiden Ansätze anhand von sieben „Fährten“ vorgenommen: Anerkennung, Subjekt, Prekarität, Sprache, Verantwortung, kulturell verortet und verändern. Auf diese Weise zeigen sich Gemeinsamkeiten der Ansätze, wie beispielsweise die Frage „Wer zählt?“, oder die Suche nach subversiven Praktiken. Gleichzeitig ergeben sich wichtige Differenzen, besonders in Bezug auf die Epistemologien. Während Metz’ Ansatz handlungstheoretisch und hermeneutisch geprägt ist, zielen Butlers Analysen auf Performativität ab und sind, im Anschluss an Foucault, diskurskritisch ausgerichtet.

Auf der Grundlage dieser Analyse wird der Frage nach daraus folgenden möglichen Umstellungen und Anregungen für eine Praktische Theologie nachgegangen. In Form einer Galerie aus drei Räumen zeigt sich, dass die Frage danach, wer zählt, auf verschieden Arten performiert werden kann. Beispielsweise indem Praktische Theologie selbst als Praktik verstanden würde. Ein solches Verständnis würde die Möglichkeit eröffnen, die Performativität der eigenen Praktiken (z.B. dem Erkennen und Benennen) in den Blick zu nehmen und kritisch zu reflektieren. Eine weitere Umstellung wäre das Verständnis Praktischer Theologie als gerahmtem, konstitutiv exklusivem Erscheinungsraum. Daraus ergäbe sich die Herausforderung, Brüche in dieser Erscheinungssphäre wahrzunehmen und, wo möglich, zu stärken. Diese Umstellungen passieren durch performative Praktiken und veränderte Beziehungsweisen, welche konstitutiv provisorisch sind und dadurch die Frage „Wer zählt?“ offenhalten.

Arbeitsgemeinschaft für Pastoraltheologie

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