Am 13. Oktober 2025 ist Prof. Dr. Franz Josef Stendebach OMI im Alter von 90 Jahren verstorben. Mit ihm verliert die deutschsprachige Bibelwissenschaft eine prägende Gestalt der alttestamentlichen Forschung und der bibelpastoralen Arbeit.
Geboren am 24. Dezember 1934 in Bad Godesberg, verbrachte Franz Josef Stendebach dort seine Kindheit und besuchte von 1945 bis 1952 als Externer das Gymnasium des Aloisiuskollegs. Früh engagierte er sich im Bund Neudeutschland. Nach dem Abitur im Jahr 1954 trat er in die Ordensgemeinschaft der Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria (OMI) ein.
Das Theologiestudium absolvierte Stendebach an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Oblaten im Bonifatiuskloster Hünfeld bei Fulda, wo er 1961 zum Priester geweiht wurde. Anschließend widmete er sich dem vertiefenden Studium des Alten Testaments. Er promovierte bei Gerhard Johannes Botterweck und nahm am Oberseminar von Martin Noth teil. Seine Dissertation mit dem Titel Die theologische Anthropologie des Jahwisten schloss er 1970 an der Universität Bonn ab, wo er zeitweise auch als Lehrbeauftragter tätig war.
Von 1971 bis 1979 leitete Stendebach das Katholische Bibelwerk in Stuttgart. In dieser Funktion setzte er sich für die stärkere Verbindung von wissenschaftlicher Exegese und bibelpastoraler Praxis ein und engagierte sich auch international in der World Catholic Federation for the Biblical Apostolate, deren Exekutivkomitee er von 1972 bis 1982 angehörte.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Komitee im Jahr 1982 übernahm er redaktionelle Aufgaben im Werkbuch Gottes Wort im Kirchenjahr und engagierte sich zunehmend in der akademischen Lehre. Seit 1982 war er als Honorarprofessor für Altes Testament am Fachbereich Katholische Theologie der Universität Frankfurt am Main tätig. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2010 prägte er dort Generationen von Studierenden durch seine präzise und sorgfältige Auslegung der biblischen Texte. Weitere Lehraufträge führten ihn nach Darmstadt, Saarbrücken und Vallendar.
Franz Josef Stendebach lebte über drei Jahrzehnte im Oblatenkloster in Mainz und verbrachte seinen Lebensabend in der Ordensgemeinschaft in Hünfeld. Mit seinem Tod verliert die theologische Fachwelt in Deutschland eine geschätzte Lehrerpersönlichkeit und einen wichtigen Brückenbauer zwischen akademischer Theologie und Bibelpastoral. Das Bonner Alttestamentliche Seminar wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.