Universität Bonn

Katholisch-Theologische Fakultät

Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2020

V: „Klage im Alten Testament“ 

(M 11 / LA 1 / M Aufb. 1 bibl./ M Aufb 2 hist., syst., prakt.)

Dozent: Prof. Dr. U. Berges 

Zeit und Ort: Mo, 10–12 Uhr

Klage und Anklage haben fast keinen Ort in der christlichen Tradition. Im NT ist es nur Jesus allein, der am Kreuz seine Klage der Gottverlassenheit äußern darf, ansonsten gilt weithin: »Lerne zu leiden, ohne zu klagen«. Dabei sind Klage und Anklage wesentliche Elemente der alttestamentlichen Schrift- und Glaubenszeugnisse. Wer auf diese Gebetshaltungen verzichtet, verengt, vereinfacht und banalisiert im extremsten Fall das Gottesbild. Der anthropologische Ausgangspunkt ist dagegen unbestritten: Schmerzen, Weinen und Tränen begleiten den Menschen – und zwar alle Menschen – von der Wiege bis zum Grab. Wenn es Konstanten gibt, die alle Menschen verbinden, dann gehören Schmerz und Trauer dazu. Die Literatur Israels verschweigt diese Grenz- und Ohnmachtserfahrungen Einzelner, Gruppen und ganzer Völker nicht, sondern integriert sie in ihre Rede von und zu Gott. Dabei liegt das Ziel nicht in einer intellektuellen Bewältigung der Leidproblematik, sondern im praktischen Bestehen vor Gott und den Menschen angesichts vielfältiger Todeserfahrungen. In der Vorlesung werden ausgewählte Texte vorgestellt und für eine Wiederentdeckung der Klage als legitime Glaubens- und Gebetshaltung fruchtbar gemacht.

 Die Vorlesung wird in Form angeleiteter Lektüre im Selbststudium und regelmäßigen Online-Präsenzterminen (via Zoom) unterrichtet.

Hinweis: Zu dieser Vorlesung wird eine begleitende hebräische Lektüre (M 15/M 23) angeboten, s. u.

Literatur: 

Ingo Baldermann u.a. (Hg.), Klage (JBTh 16), Neukirchen-Vluyn 2001.

Ulrich Berges, Klagelieder (HThKAT), Freiburg i. Br. 2002; 2. Aufl. 2012. – Ders., Schweigen ist Silber – Klagen ist Gold. Das Drama der Gottesbeziehung aus alttestamentlicher Sicht mit einer Auslegung zu Ps 88 (Salzburger Exegetisch-Theologische Vorträge 1), Münster 2003.

 Eva Harasta (Hg.), Mit Gott klagen. Eine theologische Diskussion, Neukirchen-Vluyn 2008.

 

V: „Anthropologie des Alten Testaments“ 

(LM 2)

Dozent: Prof. Dr. U. Berges

Zeit und Ort: Mo, 14–16 Uhr

Die alttestamentlichen Schriften entwerfen nicht nur ein Bild von der Geschichte Israels und der Völker überhaupt, sondern machen auch wichtige Aussagen über das, was den Menschen in seiner physischen, psychischen und sozialen Verfasstheit kennzeichnet. Dieser Komplex, der unter dem Sammelbegriff »Anthropologie des AT« zusammengefasst wird, stand lange Zeit hinter den Rückfragen zur Geschichte Israels und der Entstehung seiner Schriften an zweiter Stelle. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich geändert, mit beachtenswerten Resultaten. Nach der bahnbrechenden Monographie von H. W. Wolf (1973) hat sich die Forschung von der Analyse einzelner zentraler Lexeme wie »Herz«, »Nieren«, »Geist«, etc. zur Gesamtschau einer konstellativen Anthropologie entwickelt (B. Janowski), in der das Ineinander von Körperlichkeit und Sozialität die entscheidende Rolle spielt. Nach dem Überblick über die Forschung (C. Frevel) werden in der VL besonders Texte aus dem Psalter auf ihre anthropologischen Aussagen hin vorgestellt und ausgelegt.

Die Vorlesung wird in Form angeleiteter Lektüre im Selbststudium und regelmäßigen Online-Präsenzterminen (via Zoom) unterrichtet.

Literatur: Sigrid Eder, Identifikationspotentiale in den Psalmen. Emotionen, Metaphern und Textdynamik in den Psalmen 30, 64, 90 und 147 (BBB 183), Bonn 2018. – Christian Frevel (Hg.), Biblische Anthropologie. Neue Einsichten aus dem Alten Testament (QD 237), Freiburg 2010. – Bernd Janowski, Konfliktgespräche mit Gott. Eine Anthropologie der Psalmen, Neukirchen-Vluyn 2003. – Ders., Anthropologie des Alten Testaments. Grundfragen – Kontexte –Themenfelder, Tübingen 2019. – Ders./Kathrin Liess (Hg.), Der Mensch im Alten Israel. Neue Forschungen zur alttestamentlichen Anthropologie, BHS 59, Freiburg 2009. – Andreas Schüle, Anthropologie des Alten Testaments, in: ThR 76 (2011), 399–414. – Andreas Wagner (Hg.), Anthropologische Aufbrüche. Alttestamentliche und interdisziplinäre Zugänge zur historischen Anthropologie, FRLANT 232, Göttingen 2009. – Ders., Gottes Körper. Zur alttestamentlichen Vorstellung der Menschengestaltigkeit Gottes, Gütersloh 2010. – Hans Walter Wolff, Anthropologie des Alten Testaments, München 1973, 41984, 72002 [mit 2 Anhängen neu herausgegeben von B. Janowski, Gütersloh 2010].

 

HS: „Die Gerechtigkeit Gottes und des Menschen im Alten Testament“ 

(M 7 / LA 1/ M Aufb. 1 bibl. / M Aufb. 2 hist., 2 syst., 2 prakt.)

Dozent: Prof. Dr. U. Berges 

Zeit und Ort: Di, 14–16 Uhr

Recht und Gerechtigkeit gehören zu den zentralen Pfeilern der biblischen Ethik. Damit steht das Alte Testament fest verwurzelt in der Weltsicht der altorientalischen Welt, denn ohne Recht und Gerechtigkeit würde das Chaos die Ordnung zerstören. Allerdings geht das antike Israel auch eigene Wege, indem es den personae miserae (Witwen, Waisen, Fremden) eine besondere Aufmerksamkeit schenkt, die durch das prophetische Ethos beeinflusst scheint. Doch was geschieht, wenn sich Gott selbst nicht an Recht und Gerechtigkeit hält und gegen Unschuldige (wie Ijob) oder auch Kinder (Klagelieder) vorgeht? Die theologische Brisanz entlädt sich in der Frage Abrahams: »Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?« (Gen 18,25).

 Das Seminar wird in Form von wöchentlichen Online-Präsenzsitzungen (via Zoom) unterrichtet, denen jeweils eine eigenständige vorbereitende Lektüre und schriftliche Zusammenfassung durch die TN vorausgeht.

Achtung: Zum Auftakt des SoSe 2020 beginnen die Lehrveranstaltungen in M 7 mit einer gemeinsamen Sitzung im Rahmen der Vorlesung von Herrn PD Dr. Blumenthal. Nähere Details werden zu Semesterbeginn bekannt gegeben.

Literatur: Ulrich Berges, „Der Richter der ganzen Welt, sollte der nicht Recht üben?“ (Gen 18,25). Zur Einhegung der göttlichen Gewalt durch Gerechtigkeit und Recht, in: Informationes Theologiae Europae 19 (2015), 13-28. – Ders., Die dunklen Texte der Prophetie als Herausforderung für eine alttestamentliche Ethik, in: Christian Frevel (Hg.), Mehr als Zehn Worte? Zur Bedeutung des Alten Testaments in ethischen Fragen (QD 273), Freiburg/Basel/Wien 2015, 345-373. – Ders./Bernd Obermayer, Gottes Gewalt gegen Kinder in den Büchern Jesaja und Klagelieder. Eine bibeltheologische Problemanzeige, in: Norbert Clemens Baumgart/Martin Nitsche (Hg.), Gewalt im Spiegel alttestamentlicher Texte (Erfurter theologische Schriften 43), Würzburg: Echter 2012, 53-75. – Stefan Fischer, Art. Gerechtigkeit/Gerechter/gerecht (AT), in: WiBiLex (2015). Online: http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/19316/ (03.10.2017). – Joachim Mehlhausen(Hg.), Recht, Macht, Gerechtigkeit (VWGT 14), Gütersloh 1998. – Eckart Otto, Die Bedeutung der altorientalischen Rechtsgeschichte für das Verständnis des Alten Testaments, in: ZThK 88 (1991), 139-168. – Hermann Spieckermann, Recht und Gerechtigkeit im Alten Testament. Politische Wirklichkeit und metaphorischer Anspruch, in: ders., Gottes Liebe zu Israel. Studien zur Theologie des Alten Testaments (FAT 33). Tübingen 2001, 119-140. [Erstveröffentlichung: 1998]. – Markus Witte, Von der Gerechtigkeit Gottes und des Menschen im Alten Testament, in: ders. (Hg.), Gerechtigkeit (UTB 3662: Themen der Theologie), Tübingen 2012, 37-67. 

Anforderungen: Sprachkenntnisse des Hebräischen

Leistungsnachweise: Wöchentliche Lektüre und jeweils 1-seitige Zusammenfassung anhand von Leifragen bis zum jeweiligen Sitzungsbeginn.

 

Übung: Lektüre zur Vorlesung „Klage“ 

(M15 / M23 [3 LP])

Dozent: Prof. Dr. U. Berges

Zeit und Ort: Di, 12–14 Uhr

In der Lektüre werden gemeinsam alttestamentliche Texte, die in der Vorlesung „Klage im Alten Testament“ diskutiert werden, auf Hebräisch gelesen, übersetzt und ausgelegt. Der Kurs kann die Prüfungsvorbereitung für M 11 unterstützen und ist auch geeignet für alle, die das Biblische Hebräisch intensivieren wollen.

 Die Lektüre wird online in Form wöchentlicher Zoom-Konferenzen unterrichtet, sodass das Auffrischen und Verfestigen der Lese- und Übersetzungskompetenzen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer genauso sicher gestellt ist wie genügend Zeit und Raum für den Austausch über das Gelesene gegeben sein wird. 

Textgrundlage: Biblia Hebraica Stuttgartensia [BHS], hg. v. Karl Elliger/Rudolf Kittel, Studienausgabe, ed. 5. emendata, opera Adrian Schenker, Stuttgart 1997.

Anforderungen: Hebräischkenntnisse

Leistungsnachweis: Die Anforderungen werden zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.

 

PS: Einführung in die Methoden alttestamentlicher Exegese 

Dozentin: Dipl. theol. Kirsten M. Schäfers, M.A.

Zeit und Ort: das Seminar findet an der Universität zu Köln statt.

 

Übung: „Theologien im Alten Testament“ (M 15/ M 23 [3 LP])

Dozentin: Dipl. theol. Kirsten M. Schäfers, M.A.

Zeit und Ort: Mo, 16–18 Uhr, in Seminarraum 2

„Das Alte Testament vereint höchst unterschiedliche Auffassungen und ‚theologische‘ Entwürfe. Die jeweilige Besonderheit der Literaturwerke, Überlieferungen, Redeformen und Denkweisen macht aber die Frage dringlich: Gibt es nicht nur ein Nebeneinander, sondern auch ein Miteinander, eine Gemeinsamkeit oder einen inneren Zusammenhang? So stellt sich die wechselseitige Aufgabe, in der Vielfalt die Einheit aufzuspüren und in der Einheit die Vielfalt zu sehen, ja die Vielgestaltigkeit als Reichtum wahrzunehmen.“ (W.H. Schmidt, Alttestamentlicher Glaube, Neukirchen-Vluyn 81996, 20). Ob und wie sinnvoll von einerTheologie des Alten Testaments gesprochen werden kann und/oder ob eine Mitte des Alten Testaments bestimmbar ist, in der sich eine solche Theologie kristallisiert, war seit dem Erscheinen von G. v. Rads „Theologie des Alten Testaments“ (München 1955–1960) Gegenstand einer langlebigen Debatte in der alttestamentlichen Wissenschaft. Nachdem die Auseinandersetzung in den 90er und 2000er Jahren etwas abgeflaut ist, sind in der jüngsten Vergangenheit mehrere neue Monographien und gesammelte Schriften erschienen, die sich als „Theologie des Alten Testaments“ präsentieren. Sie fordern dazu auf, die Frage nach dem angemessenen Zugang (deskriptiv, normativ, religionsgeschichtlich?) und dem materialen Gehalt (Bund, Gerechtigkeit, Relationalität JHWHs, ...?) einer Darstellung und Auswertung der Theologien im Alten Testament vor dem Anspruch einer „Theologie des Alten Testaments“ neu zu bedenken. Die Veranstaltung bietet vor diesem Hintergrund eine vertiefte und systematisierende Lektüre ausgewählter Neuerscheinungen. Neben einem Überblick über die aktuellen Entwürfe soll die gemeinsamen Diskussion die Teilnehmer/innen dazu befähigen, eine eigene begründete Position in der Frage „Gibt es eine Theologie des Alten Testaments und, wenn ja, was ist ihr Inhalt?“ zu entwickeln und zu vertreten. 

Ausgewählte Literatur:

M. Bauks, Theologie des Alten Testaments. Religionsgeschichtliche und bibelhermeneutische Perspektiven, u. Mitarb. v. L. Ohlinger/J. Wagner (Basiswissen Theologie und Religionswissenschaft, utb 4973), Göttingen 2019. – F. Hartenstein, Die bleibende Bedeutung des Alten Testaments. Studien zur Relevanz des ersten Kanonteils für Theologie und Kirche (BThS 165), Göttingen 2016. – J. Jeremias, Theologie des Alten Testaments (Grundrisse zum Alten Testament 6), Göttingen 2015. – O. Kaiser, Der Gott des Alten Testaments. Theologie des AT, 3 Bd.e, Göttingen 1993-2003. – Ders., Der eine Gott Israels und die Mächte der Welt. Der Weg Gottes im Alten Testament vom Herrn seines Volkes zum Herrn der ganzen Welt, Göttingen 2013. – R. Kessler, Der Weg zum Leben. Ethik des Alten Testaments, Gütersloh 2017. – M. Oeming, Art. Biblische Theologie, in: WiBiLex (2014). Online: http://www.bibelwissenschaft.de/stichwort‌/15321/ (03.10.2017). – K. Schmid, Theologie des Alten Testaments (Neue Theologische Grundrisse), Tübingen 2019. – H. Spieckermann/R. Feldmeier, Der Gott der Lebendigen. Eine biblische Gotteslehre (Topoi Biblischer Theologie), Tübingen 2011; 22017. – E.-J. Waschke, Ernst-Joachim, Art. Theologie des Alten Testaments, in: WiBiLex (2014). Online: http://www.bibelwissenschaft.de/de/stichwort/33374/ (03.10.2017).

Leistungsnachweis: regelmäßige vorbereitende Lektüre, aktive Teilnahme in der Diskussion der Texte. Referat: Ein Literatur-Exzerpt in Wikiform und ein 6-seitiger Essay.

Der Kurs wird in einer Kombination von non-live und live Lehre unterrichtet. Nach einer eröffnenden Online-Präsenzsitzung folgt eine Phase des eigenständigen Literaturstudiums anhand von Leitfragen. In dieser Phase erarbeiten die TN-Literaturexzerpte in Form eines Wikis, das die Grundlage der weiteren Diskussion bilden wird, die in einer zweiten Phase mittels Online-Präsenzsitzungen stattfinden wird. Die Ergebnisse sind von den TN in einem 6-seitigen Essay zusammenzufassen. 

 

Oberseminar 

Dozent: Prof. Dr. Ulrich Berges

Zeit und Ort: Mo, 18 s.t.–19.30 Uhr (vierzehntäglich)


Sprachkurs Hebräisch II

Dozent: Dr. Bernd Obermayer

Zeit und Ort: Fr, 14–16 Uhr


Sprachkurs Hebräisch (Lehramt)

Dozent: Dr. Bernd Obermayer

Zeit und Ort: Fr, 16–18 Uhr


Tutorium zum Sprachkurs Hebräisch II

Dozent: Niklas Wichmann

Zeit und Ort: n.n.

Das Ziel wird es sein, die grammatikalischen Phänomene, den Wortschatz, die Lesekompetenz und die Übersetzungspraxis begleitend zum Kurs „Hebräisch II“ wöchentlich zu wiederholen und zu verfestigen. In diesem Semester wird das Tutorium weitestgehend über die Plattform eCampus durchgeführt. „Online-Präsenzsitzungen“ werden Raum für bestehende Fragen bieten. Weitere Absprachen organisatorischer Art werden mit den Teilnehmern des Tutoriums stattfinden. 

 

Tutorium zum Sprachkurs Hebräisch (Lehramt)

Dozent: Niklas Wichmann

Zeit und Ort: n.n.

Das Ziel wird es sein, die grammatikalischen Phänomene, den Wortschatz, die Lesekompetenz und die Übersetzungspraxis begleitend zum Kurs „Hebräisch für Lehrämtler“ wöchentlich zu wiederholen und zu verfestigen. In diesem Semester wird das Tutorium weitestgehend über die Plattform eCampus durchgeführt. „Online-Präsenzsitzungen“ werden Raum für bestehende Fragen bieten. Weitere Absprachen organisatorischer Art werden mit den Teilnehmern des Tutoriums stattfinden. 

 

Ivrit I

Dozentin: Ofra Keck

Zeit und Ort: Di, 16 s.t.–17.30 Uhr, in Seminarraum 2; Do, 18 s.t.–19.30 Uhr, in Seminarraum 1

Ivrit II

Dozentin: Ofra Keck

Zeit und Ort: Di, 17.30–19.00 Uhr, in Seminarraum 2

 

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